Wie? Sommer, Sonne, Strand?

Schneit es da nicht ganzjährig und ist es da nicht bitterkalt?

Nein. Auf jeden Fall nicht soweit ich das beurteilen kann und nicht da wo ich war.

Nachdem ich über China nach Kanada geflogen bin und in Toronto den Flieger verlasse, erwartet mich strahlend blauer Himmel, eine angenehme Temperatur und Sonne ohne Ende. Und das für die gesamten 3,5 Wochen in denen ich nur einen Bruchteil dieses riesigen Landes bereise. Der Bruchteil allerdings, macht Lust auf mehr.

Im Besonderen die Menschen und ihre Freundlichkeit haben es mir angetan. Was allerdings zu erwarten war – immerhin bin ich nicht aus einer Laune heraus in Kanada gelandet, sondern weil ich eingeladen wurde. Wenn ich kategorisieren sollte wer wohl die nettesten Reisenden waren die ich bisher getroffen habe, dann sind das ganz klar die KanadierInnen. Und die Freundlichkeit derjenigen die ich unterwegs getroffen habe ist nicht nur da weil die KanadierInnen sich freuen im Urlaub zu sein, sondern auch diejenigen die ich im Land getroffen habe, sind einfach ALLE nett.

Kaum zu glauben.

Ob es an der Supermarktkasse, im Café, auf der Straße (!) oder sonst wo ist. Solange man sich eine Sekunde in die Augen geblickt hat, sagt Jede/r:

„Guten Tag!“ „Wie geht’s dir heute?“ „Kann ich dir irgendwie helfen?“

…und das mit einem Lächeln auf den Lippen.

Ich weiß!!! Wahnsinn, oder?

Das sollte man sich mal zu Hause wagen. Klar, es gibt bestimmt auch viele KanadierInnen die nicht nett sind, aber ich nehme es mir hiermit raus meine Erfahrungen zu verallgemeinern und allen KanadierInnen unglaubliche Freundlichkeit zu unterstellen.

Sozialstaat bzw. soziale Sicherungsnetze sind gut ausgebaut und mehr Menschen mit unterschiedlichen Herkunftsländern und Kulturen als hier friedlich und gut zusammenleben, findet man nicht so schnell nochmal. Im Grunde genommen kommt nämlich niemand von hier oder ist einfach nur KanadierIn. Alle haben Vorfahren aus anderen Ecken und Teilen der Welt. Dasselbe gilt natürlich eigentlich auch für „Deutsche“, allerdings ist Kanada als Nation deutlich jünger. Dieses Jahr feiern die KanadierInnen erst das 150jähirge Jubiläum und die (festgehaltene) Geschichte des Landes reicht nur ca. 500 Jahre zurück. Das macht es den Menschen hier auch deutlich, dass sie nicht aufgrund ihrer Geburt ein Anrecht auf ein Land haben und es anderen deshalb verwehren können oder dürfen dort zu leben, weil sie selbst einmal oder ihre Vorfahren eingewandert sind.

In meiner Zeit hier, dreht sich das meiste darum Menschen zu treffen die ich schon einmal in einem anderen Teil der Welt gesehen und kennen gelernt habe. Mein ursprünglicher Plan zu Beginn dieser Reise war es ja auch keinen Plan zu haben und weil ich die schon gebuchten Flüge nach Myanmar, aufgrund der euch bestimmt bekannten schrecklichen Dingen die gerade dort passieren nicht antreten wollte, musste ein anderer Plan her. Das der daraus bestehen würde einmal um den Erdball nach Kanada zu fliegen, war eine Bauch- und Herzentscheidung und auch wenn ich die durch alle meine bisherigen Flüge etc. verursachten Emissionen versuche durch Spenden an „Atmosfair“ auszugleichen, bin ich mir bewusst, dass sich das nach ganz schönem Unsinn (ökologisch wie ökonomisch) anhört. Manchmal handelt man aber eben nicht nach den standardmäßigen Kriterien. Und für mich war es gerade dieses mal besonders gut.

Toronto

Im Großraum von Toronto und der Stadt selbst verbringe ich die meiste Zeit.

Neben einem Baseballspiel im ausverkauften Rogers Center (das zu Hause der Toronto Blue Jays) gegen die New York Yankees, dem Besuch des zweithöchsten Gebäudes der Welt (CN Tower) und unzähligen Kilometern zu Fuß durch die Metropole, komme ich hier auch das erste mal in den Genuss in einem Autokino einen Film anzuschauen und insgesamt so was wie einen Alltag zu haben, der schon lange nicht mehr da war.

Toronto Blue Jays gegen die NYY

Der CN Tower in Toronto

Autokino – Stephen King – ES

Ontario – Lake Huron und der Sauble Beach

Seen die wie Ozeane aussehen? Im Osten Kanadas normal und wenn man von Toronto aus ins Inland von Ontario aufbricht und durch das teils verlassene bzw. unbewohnte Gebiet fährt, erwartet einen das schon mehrfach erwähnte: Sommer, Sonne, Strand. Bei über 30 Grad im See baden und am weißen Strand abhängen, der so gut wie leer ist weil die Saison vorbei ist, der Sommer es aber noch nicht gemerkt hat… das ist tatsächlich unbezahlbar.

Verlassenes Haus in Ontario

Zufahrt Sauble Beach – Ontario

Sauble Beach – Sonnenuntergang

Montréal

Mit dem Zug vorbei an endlos erscheinender Natur mache ich mich auf nach Montréal und kratze bevor es noch weiter in den Norden nach Québec geht, bereits am französischsprachigen Teil Kanadas. Diese Stadt hat meiner Meinung nach alles zu bieten, was das Stadtleben lebenswert macht. Am Wasser gelegen, Kunst und Kultur ohne Ende und einen von den Menschen ausgehenden Charme der einlädt zu bleiben. 1967 fand hier die Weltausstellung Expo 67 statt und 50 Jahre später wird das gefeiert. Unter anderem mit einer sehr beeindruckenden Ausstellung im „Museum of Contemporary Art“ dem „MAC Montréal“. Aber auch sonst hat die Stadt eine Menge zu bieten, von Hippie-Trommel-Sessions in Parks über beeindruckende Kirchen (Notre Dame) ist die Spanne eigentlich groß wird hier aber ausgefüllt und irgendwie scheint alles zusammen zu passen.

MAC Montréal – Ausstellung zur Expo 1967

Notre Dame

Québec

Bonjour Québec. Ab hier ist so gut wie Ende mit Englisch. Der Bus bringt mich von Montréal in die ein paar Stunden entfernte wunderschöne Stadt, bei der jeder gemachte Meter in der Altstadt an Frankreich erinnert und europäischen Charme versprüht (nur eben mit netten Menschen… kleiner Scherz). Hier esse ich die beste Poutine meines Kanada-Aufenthalts. Poutine, das ist eine Portion Pommes mit Bratensoße und Käse. Herrlich ungesund und lecker. Aber Québec hat natürlich viel mehr zu bieten als Poutine. Kleine Gassen, Café an Café, herrschaftliche Gebäude die in der Altstadt über dem Rest der am Nordufer des Sankt-Lorenz-Strom gelegenen Stadt thronen – alles dabei und wunderschön zu erlaufen.

Chateau Fontenac

Niagara Fälle

Mit einem Wort: Wow. Ich dachte mir schon, dass es beeindruckend ist die Fälle anzuschauen, aber mit dem Schiff dann ganz nah an dieses Naturschauspiel heranzufahren und wieder einmal am eigenen Leib zu spüren wie mächtig Wasser, wie kraftvoll Natur sein kann, dass ist nicht mit Geld  zu bezahlen.

Wassermassen – Amerikanische Seite der Niagara Fälle

Allerdings ist das was drum herum passiert bzw. zu was der Ort ausgebaut wurde (ein Disneyland) nicht so ganz mein Fall. Einziger Pluspunkt, ich habe es in ein Ripley´s Kabinett der Kuriositäten geschafft. Nicht, dass man da unbedingt einmal im Leben gewesen sein sollte, aber eine Sammlung von im Bauchnabel gesammelten Fusseln… so was in einem Museum auszustellen, dass muss man auch erst einmal machen.

BÄH – Kuriositätenausstellung Ripley´s

Fazit

Wieder einmal von außen drauf geschaut zu wenig gesehen, zu wenig gemacht.

Dafür aber viel gelacht, viel erlebt und gelebt.

Und wie man so schön sagt: zu Hause ist kein Ort, sondern da wo das Herz ist. Wie schön, dass meins mittlerweile an ein paar Orten lebt.

Und Jetzt?

Der letzte Abschnitt meiner Reise steht an. 2,5 Monate in Indien. Ich habe gerade Gänsehaut. Dieses eine Ziel stand von Anfang an fest. Und ja ich bin aufgeregt und hibbelig und gespannt und…

Es geht zunächst für einen Monat nach Nordindien und ich versuche euch nach meiner Rundreise dort auf dem Laufenden zu halten, kann allerdings nichts versprechen.

Soweit für Jetzt.